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11/24 Briefvorlage für den Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in der BRD

Aus aktuellem Anlass hier eine Vorlage, die ich an meinen Abgeordnete geschickt habe, damit Sie den Gesetzesentwurf zu Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen unterschreiben. Ihr könnt diesen Brief komplett klauen, ihn als Eure Geschichte ausgeben oder so adaptieren, bearbeiten, teilen, mit oder ohne KI, wie Ihr wollt – ich gebe ihn hiermit ausdrücklich frei:

Sehr geehrte*r ,

mein Name ist Stefanie de Velasco, und Sie sind der Abgeordnete meines Wahlkreises. Ich wende mich an Sie, weil ich mir wünsche, dass Sie für den Gesetzesentwurf zur Entkriminalisierung von Abtreibungen stimmen, der jetzt von einigen Parteien versucht wird noch vor der Neuwahl des Bundestages auf den Weg zu bringen.

Ich wähle traditionell grün. Ich weiß, dass die CDU nicht gerade bekannt dafür ist, für eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen einzutreten – trotzdem oder vielleicht gerade deswegen wollte ich Ihnen schreiben. Mein Eindruck ist, dass wir in Zeiten leben, in denen es so sehr einer Solidarisierung mit allen demokratischen Kräften unseres Landes bedarf, dass ich mich entschlossen habe, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Auch über das Thema Abtreibung und Frauenrechte hinaus verstehe ich ihn als eine Handreichung an eine Person, mit der mich politisch bisher vielleicht nicht viel verbunden hat, bei der mir aber inzwischen klar wird, dass uns etwas Wesentliches verbindet, nämlich den Glauben an unsere Demokratie, oder um es mit den Worten des israelischen Schriftstellers Etgar Keret zu sagen: „Früher fühlte ich mich Menschen näher, die meine politischen Ansichten teilten, heute fühle ich mich jenen nahe, die sich – unabhängig von ihrer Parteipräferenz – ihre Menschlichkeit bewahrt haben.“

Ich wurde 2009 selbst ungewollt schwanger – mitten in meiner Magisterabschlussprüfung. Obwohl ich penibel verhütete wurde ich wie so viele Frauen schwanger, und gerade deswegen merkte ich es erst nach einigen Wochen. Die Erfahrungen, die ich im Zuge meiner Abtreibung machte, haben mich politisiert. Vorher hatte ich die Ungleichbehandlung der Geschlechter in Deutschland nicht auf dem Schirm. Mir war von Anfang an klar – ich wollte dieses Kind nicht. Es ging mir sehr schlecht, nach einer kurzen Recherche im Internet fühlte ich mich schnell stigmatisiert. Ich rief meine Gynäkologin an, die mich überreden wollte das Kind zu bekommen. Es war eine große Belastung, sie spielte mir unaufgefordert sogenannte „Herztöne“ vor, obwohl a) nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft „Herztöne“ in einem solchen Frühstadium nicht existieren und b) ich dies gar nicht wollte, sondern schon vor dem Praxisbesuch gesagt hatte, dass ich die Schwangerschaft abbrechen wolle. Als ich meine Meinung nicht änderte zerriss die Gynäkologin das ebenfalls unaufgefordert ausgedruckte Ultraschallbild und verwies mich an ihre Kollegin der Gemeinschaftspraxis. Damit hatte ich großes Glück, denn diese Ärztin war sehr erfahren und hatte bereits in der DDR praktiziert. Trotzdem mussten Fristen verstreichen und damit Wochen, in denen ich mich extrem schikaniert fühlte. Nachts lag ich oft wach, weil ich nicht wusste, wie ich das Geld für die Abtreibung auftreiben sollte, der Prüfungstermin stand mir bald bevor, aber ich musste nochmal zwei Wochen warten bis ich einen Beratungstermin bekam. Auch diese Ärztin wollte mich überreden das Kind zu bekommen. Das Stigma, mit dem der Staat durch die Kriminalisierung Schwangerschaftsabbrüche belegt, führte dazu, dass ich mich niemandem anvertraute. Es war eine furchtbare Zeit, nicht weil ich in meiner Entscheidung zweifelte, sondern weil der deutsche Staat diese souveränen Entscheidungen von Frauen über ihre Körper bis heute kriminalisiert und sie damit in eine entwürdigende Situation zwingt.

Mein Schwangerschaftsabbruch war für mich ein großer Wendepunkt in meinem Leben. Als ich selbst in die Situation kam wurde mir plötzlich klar, dass ich als Frau in diesem Land als Mensch zweiter Klasse behandelt werde. Dass der deutsche Staat meint, mich allein aufgrund meines Geschlechts und damit letztendlich der Fähigkeit mich reproduzieren zu können, demütigen und schikanieren zu dürfen, empfinde ich als unmenschlich. Dass er mir nicht zutraut selbst zu wissen, was ich mit meinem Leben machen möchte, ja – sich im Recht fühlt, mir zu verbieten eigene Entscheidungen über meinen Körper zu treffen, sondern ein Regiment an Entscheidungsträgern vorausschickt, die mir nicht nur hineinreden, sondern glauben, mich verunsichern zu dürfen, ist entwürdigend. Ich bin zum Glück bei meiner klaren Entscheidung geblieben. Und ich hatte am Ende auch die finanziellen Ressourcen, um den Abbruch zu bezahlen, ich hatte auch kulturelles Kapital und war in meinen Beziehungen auch keiner häuslichen, sexuellen oder psychischen Gewalt ausgesetzt, wie so viele unzählige Frauen, die heute, gestern und in Zukunft ungewollt schwanger werden und abtreiben wollen, vielleicht auch um sich diesen Dynamiken, denen sie aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt sind, entziehen zu können.

Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht an meine Abtreibung denke. Die Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und diese Erfahrung an andere Frauen weiter zu geben, ist zentral für meine Arbeit als Schriftstellerin und Frau. Dabei steht nie eine vermeintliche Trauer um ein ungeborenes Kind im Vordergrund. Traumatisch in Erinnerung bleiben die Hürden, die der deutsche Staat mir auferlegte – die Ängste, das schlechte Gewissen, die Verunsicherung, die Frauen bis heute erfahren müssen, wenn Sie eine Schwangerschaft abbrechen wollen. Ich erzähle von meiner Erfahrung in meinen Texten und unterstütze Frauen dabei in ihren Entscheidungen und ihrer Souveränität – egal welcher Herkunft, welches Alters oder welcher politischen Einstellung. Am Ende ist da immer eine ungewollt Schwangere, die Unterstützung braucht, welche ihr der deutsche Staat verwehrt.

Vielleicht haben Sie Kinder – einen Sohn oder eine Tochter oder beides. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese kleinen Menschen einmal in eine ähnliche Situation geraten, wie ich, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Nicht nur für Frauen, auch für Männer ist die Situation belastend, wenn ein Staat Abtreibung kriminalisiert. Ich habe diese Männer in der Tagesklinik im Wartezimmer sitzen sehen, genauso blass und müde, wie ihre Partnerinnen, verunsichert und verängstigt durch ein Stigma, das der deutsche Staat diesen Betroffenen auferlegt. Diese Erfahrung sollte kein Mensch in Deutschland machen müssen.

Ich bitte Sie: Unterschreiben sie den Gesetzesentwurf. Denken Sie an die Betroffenen, an Ihre Kinder und an alle Menschen in Deutschland, die es verdient haben, selbst über ihren Körper und ihre Zukunft zu entscheiden.

Es grüßt Sie herzlich,


11/24 IM BESTEN ALTER
Hier könnte Ihr meine meine Wechseljahrs-Reportage "Im besten Alter" nachlesen und nachhören:

Im besten Alter


07/24 DER VERFAULTE NAZI
Ich wollte schon immer mal einen Text über Kompost schreiben, endlich konnte ich das Thema im Dummy Magazin No. 83 (MIST) unterbringen. In "Der verfaulte Nazi" geht es um (m) einen Wurmkomposter und lauter anderen Mist, den ich in einem Schrebergarten erleben durfte. Hier nachzulesen


04/24 "HUND STATT MANN" @REPUBLIK MAGAZIN

Sind Hunde die besseren Partner? Der Frage bin ich für das Schweizer Magazin Republik nachgegangen – nachzulesen hier.

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Foto: Renke Brandt

03/24 PRESSESCHAU/LEIPZIGER BUCHMESSE

Denis Scheck mit "Best of Druckfrisch 2024": https://www.mdr.de/kultur/buchmesse/denis-scheck-buecher-tipps-druckfrisch-100.html

Rezension in Der Spiegel vom 8.3.2024: https://www.spiegel.de/kultur/literatur/das-gras-auf-unserer-seite-von-stefanie-de-velasco-liebe-ist-fuer-den-hund-a-bbb82716-ea2a-43e1-a8ed-5bffa21d04f5

ARD-Literaturbühne: https://www.mdr.de/video/mdr-videos/c/video-809410.html

RBB-Kultur: https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_morgen/archiv/20240306_0600/literatur_0845.html

WDR 5: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/auf-meinem-nachttisch/amanda-andreas-100.html

SRF: https://www.srf.ch/kultur/literatur/mutterschaft-in-der-literatur-wenn-muttersein-nicht-gluecklich-macht-drei-buecher-zum-thema

SWR "Lesenswert": https://www.swr.de/swr2/literatur/stefanie-de-velasco-das-gras-auf-unserer-seite-swr2-lesenswert-kritik-2024-03-28-100.html

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02/2024 PUBERTÄT NUR RÜCKWÄRTS

Warum kapiert das bloß keiner? Nach der Menopause geht’s für die Frau noch mal richtig los. Ein Text geschrieben und als Podcast gesprochen von Stefanie de Velasco (Dieser Text ist aus DUMMY N° 81 zum Thema: Verlangen. Das unabhängige Gesellschaftsmagazin erscheint alle drei Monate mit neuem Thema und neuem Design. Zu bestellen auf www.dummy-magazin.de)

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11/23 DAS GRAS AUF UNSERER SEITE
Mein neuer Roman erscheint am 7.3.2024

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https://www.kiwi-verlag.de/buch/stefanie-de-velasco-das-gras-auf-unserer-seite-9783462005738